DAS BUCH DER MEDIEN oder WEGWEISER FÜR MEDIEN UND ANRUFER

Allan Kardec

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Über die spiritistischen Gesellschaften


Anmerkung: Unter der Anzahl der folgenden Mitteilungen sind einige in der Pariser Gesellschaft für spiritistische Studien oder auf ihre Veranlassung hin erteilt worden. Andere, die uns von verschiedenen Medien übergeben wurden, enthalten allgemeine Regeln für die Gruppen, über ihre Bildung und über die Gefahren, denen sie begegnen können.


XVI.


Warum fangt ihr eure Sitzungen nicht mit einer allgemeinen Anrufung, mit einer Art Gebet an, welche zur inneren Sammlung führt? Denn ihr müsst wissen, ohne innere Sammlung werdet ihr nur leichtfertige Mitteilungen haben, denn die guten Geister gehen nur dorthin, wo man sie mit Inbrunst und Aufrichtigkeit ruft. Das eben begreift man nicht recht. An euch ist es daher, ein gutes Beispiel zu geben, an euch, die ihr, wenn ihr wollt, eine der Grundsäulen des neuen Gebäudes werden könnt. Wir sehen eure Arbeiten mit Freude, und unterstützen euch, aber nur unter der Bedingung, dass ihr uns von eurer Seite behilflich seid, und dass ihr euch eurer Mission gewachsen zeigt, welche ihr zu erfüllen berufen seid. Schließt einen Bund und ihr werdet stark sein, die bösen Geister werden nichts gegen euch ausrichten können. Gott liebt die Armen im Geiste, was nicht sagen will die Dummen, sondern jene, die sich selbst verleugnen und ohne Hochmut zu ihm kommen. Ihr könnt der Sitz des Lichtes für die Menschheit werden. Wißt den guten Kern von der Spreu zu unterscheiden. Säet nur den guten Samen aus und hütet euch, das Unkraut zu verbreiten, denn das Unkraut wird den guten Samen am Wachsen hindern, und ihr werdet für all das Böse verantwortlich sein, was es verursacht hat. Ebenso werdet ihr verantwortlich sein für die schlechten Lehren, welche ihr verbreiten könntet. Erinnert euch, dass die Welt eines Tages auch euch sehen wird. Sorgt dafür, dass nichts den Glanz des Guten, das aus euch erwächst, trübt. Deshalb empfehlen wir euch, Gott um seinen Beistand bitten. (Hl. Augustin)


Als der heilige Augustin gebeten wurde, eine Formel zu einer allgemeinen Anrufung zu diktieren, antwortete er: „Ihr wisst, es gibt keine absolute Formel. Gott ist zu groß, um den Worten mehr Wert beizulegen als den Gedanken. Nun glaubt nicht, dass es genüge, einige Worte auszusprechen, um die bösen Geister zu entfernen. Hütet euch besonders davor, eine jener herkömmlichen Formeln zu sprechen, die man hersagt, um sein Gewissen zu beruhigen. Die Wirksamkeit besteht in der Aufrichtigkeit des Gefühls, dass sie diktiert, sie besteht besonders in der Einmütigkeit der Gesinnung, denn keiner von denen, welche nicht von Herzen Anteil nehmen, würde daraus Nutzen ziehen. Entwerft sie daher selbst und unterbreitet sie mir wenn ihr wollt: ich werde euch helfen.“


Anmerkung: Die folgende Formel einer allgemeinen Anrufung ist unter dem Beistand des Geistes abgefasst worden, welcher sie an mehreren Stellen ergänzt hat:


„Wir bitten Gott den Allmächtigen, uns gute Geister zu schicken, um uns beizustehen, und jene zu entfernen, welche uns irreführen könnten. Verleihe uns das nötige Licht, um die Wahrheit vom Betrug zu unterscheiden. Entferne auch die übelwollenden Geister, welche zwischen uns Uneinigkeit bringen könnten, indem sie Neid, Stolz und Eifersucht wecken würden. Wenn einige versuchen sollten, sich hier einzuschleichen beschwören wir sie im Namen Gottes, sich zurückzuziehen.


Gute Geister, die ihr unsere Arbeiten leitet, habt die Güte, uns zu unterrichten, und macht uns folgsam für eure Ratschläge. Macht, dass jedes persönliche Gefühl in uns vor dem Gedanken an das allgemeine Wohl verschwinde.


Wir bitten namentlich unseren besonderen Beschützer…, uns heute deinen Beistand zu gewähren.


XVII.


Meine Freunde! Lasst mich euch einen Rat geben, denn ihr bewegt euch auf einem neuen Terrain, und wenn ihr dem Weg folgt, den wir euch zeigen, werdet ihr euch nicht verirren. Man hat euch eine Wahrheit gesagt, an die wir euch erinnern wollen, nämlich, dass der Spiritismus lediglich eine Moral ist, und dass er die Grenzen der Philosophie nicht überschreiten soll, nicht mehr oder weniger, wenn er nicht der Neugier zu Opfer werden will. Lasst die wissenschaftlichen Fragen beiseite, die Mission der Geister besteht nicht darin, diese zu lösen und euch die Mühe der Untersuchung zu ersparen, sondern euch besser zu machen, denn nur so könnt ihr wirklich fortschreiten. (Hl. Ludwig)


XVIII.


Man hat sich über die drehenden Tische lustig gemacht. Man wird sich aber niemals über die Philosophie lustig machen, über die Weisheit und Nächstenliebe, welche in den ernsten Mitteilungen leuchtet. Das ist wie das Vorzimmer der Wissenschaft: Dort muss man beim Eintreten alle Vorurteile zurücklassen, wie man dort auch seinen Mantel ablegt. Ich kann euch nicht genug auffordern, aus euren Zusammenkünften ein ernsthaftes Zentrum zu machen. Man möge anderwärts physische Demonstrationen vornehmen, anderwärts das Sehen, das Hören üben, bei euch möge man begreifen und lieben. Was glaubt ihr in den Augen höherer Geister zu sein, wenn ihr einen Tisch zum Drehen oder zum sich Heben gebracht habt? Schüler! Verbringt der Weise seine Zeit damit, das ABC der Wissenschaft zu wiederholen? Wenn man aber sieht, dass ihr die ernsthaften Mitteilungen sucht, betrachtet man euch als ernste Menschen, die die Wahrheit suchen. (Hl. Ludwig)


Als man den heilige Ludwig fragte, ob er damit die physischen Manifestationen tadeln wolle, gab er zur Antwort: „Ich kann die physischen Manifestationen nicht tadeln. Wenn sie stattfinden, so geschieht es mit Gottes Erlaubnis zu einem nützlichen Zweck. Wenn ich sage, dass sie das Vorzimmer der Wissenschaft waren, räume ich ihnen ihren wahren Rang ein und bestätige ihre Nützlichkeit. Ich tadle nur diejenigen, die es der Unterhaltung wegen und aus Neugier machen, ohne daraus eine Lehre zu ziehen, die sich daraus ergibt. Sie sind für die Philosophie des Spiritismus das, was die Grammatik für die Literatur ist, und wer auf einem bestimmten Punkt der Wissenschaft angelangt ist, verliert nicht seine Zeit, um deren Elemente zu wiederholen.”


XIX.


Meine Freunde und treue Gläubige, ich bin immer glücklich, euch auf die Bahn des Guten lenken zu können. Es ist eine angenehme Mission, welche mir Gott gewährt, und darauf bin ich stolz. Denn nützlich zu sein, ist immer eine Belohnung. Möge euch der Geist der Nächstenliebe vereinigen, die Nächstenliebe, welche gibt, genauso wie diejenige welche liebt. Seid duldsam gegen die Ungerechtigkeiten eurer Verleumder. Seid standhaft im Guten und vor allem demütig gegen Gott, denn nur die Demut erhebt. Es ist die einzige Größe, die Gott anerkennt. Nur dann kommen die guten Geister zu euch, wenn sich nicht der Geist des Bösen eurer Seele bemächtigt. Seid gesegnet im Namen des Schöpfers, und ihr werdet in den Augen der Menschen wachsen, und zugleich auch in den Augen Gottes. (Hl. Ludwig)


XX.


In der Vereinigung liegt die Kraft. Seid daher einig, um stark zu sein. Der Spiritismus hat gekeimt, hat tiefe Wurzeln geschlagen und wird seine wohltätigen Zweige über der Erde ausbreiten. Ihr müsst euch unverwundbar machen gegen die giftigen Pfeile der Verleumdung und gegen die schwarze Schar der unwissenden, selbstsüchtigen und heuchlerischen Geister. Um dahin zu gelangen, mögen Nachsicht und Wohlwollen in euren gegenseitigen Beziehungen herrschen, eure Fehler unbemerkt bleiben, eure guten Eigenschaften allein wahrgenommen werden, die Flamme der heiligen Freundschaft eure Herzen vereinigen, aufklären und erwärmen, und möget ihr den ohnmächtigen Angriffen des Bösen widerstehen, wie ein unverrückbarer Felsen der brausenden Welle. (Hl. Vincenz von Paula)


XXI.

Meine Freunde, ihr wollt eine spiritistische Gruppe bilden und ich billige es, weil die Geister die Medien nicht mit Wohlgefallen sehen können, welche isoliert bleiben. Gott hat ihnen diese erhabene Gabe nicht für sich allein gegeben, sondern zum allgemeinen Wohl. Indem sie sich anderen mitteilen, haben sie tausend Gelegenheiten, sich über den Wert der Mitteilungen aufzuklären, die sie erhalten. Vereinzelt sind sie mehr der Herrschaft der Trug-Geister ausgesetzt, die darüber entzückt sind, keine Kontrolle zu haben. Das gilt euch, und wenn ihr nicht vom Hochmut beherrscht seid, werdet ihr es begreifen und daraus Nutzen ziehen. Was nun folgt, gilt für die anderen.


Habt ihr es wohl überlegt, was eine spiritistische Sitzung sein muss? Nein, denn ihr glaubt in eurem Eifer, dass es das Beste ist, die größte Anzahl von Menschen zu vereinigen, um sie zu überzeugen. Lasst euch eines Besseren belehren. Je weniger ihr seid, desto mehr werdet ihr erhalten. Es ist insbesondere die moralische Kraft, welche ihr ausüben werdet, womit ihr mehr Ungläubige anziehen werdet, als mit den erhaltenen Phänomenen. Wenn ihr nur durch die Phänomene anlockt, wird man aus Neugier kommen, und ihr werdet Neugierige finden, die euch nicht glauben und lachen werden. Wenn man unter euch nur Ehrenmänner finden wird, wird man euch vielleicht nicht sofort glauben, aber man wird euch achten, und Achtung flößt immer Vertrauen ein. Ihr seid überzeugt, dass der Spiritismus eine moralische Reform herbeiführen muss. Möge daher euer Verein der erste sein, der ein Beispiel christlicher Tugenden gibt, denn in dieser Zeit des Egoismus muss die wahre Nächstenliebe bei den spiritistischen Gesellschaften eine Zuflucht finden.*) So muss, meine Freunde, ein wahrer Spiritistenverein beschaffen sein. Ein andermal werde ich euch noch weitere Ratschläge geben. (Fénélon)


* Anmerkung: Wir kennen einen Herrn, der in einem einflussreichen Hause zu einem Vertrauensamt ernannt wurde, weil er ein aufrichtiger Spiritist war, und man in seinem Glaubensbekenntnis eine Bürgschaft für seine Moralität zu finden glaubte.


XXII.


Ihr habt mich gefragt, ob die Vielfalt von Gruppen an ein und demselben Ort nicht ärgerliche Rivalitäten für die Lehre hervorbringen könnte. Auf das will ich euch antworten, dass diejenigen, die von den wahren Grundsätzen dieser Lehre überzeugt sind, in allen Spiritisten nur Brüder und nicht Rivalen sehen. Die, welche andere Vereine mit einem eifersüchtigen Auge betrachten, würden beweisen, dass sie Hintergedanken des Eigennutzes oder der Eigenliebe haben, und dass sie nicht von der Liebe zur Wahrheit geleitet werden. Ich versichere euch, dass, wenn solche Leute zwischen euch wären, sie bald den Samen der Verwirrung und Uneinigkeit ausstreuen würden. Der wahre Spiritismus hat das Wohlwollen und Nächstenliebe zum Wahlspruch, er schließt jede andere Rivalität aus mit Ausnahme jener: „Gutes zu tun.“ Alle Gruppen, welche sich das auf ihre Fahne schreiben, können sich die Hände reichen wie gute Nachbarn, die, obwohl sie nicht dasselbe Haus bewohnen, dennoch gute Freunde sind. Jene, die behaupten die besten Geister als Führer zu haben, müssen es dadurch beweisen, dass sie die besten Gefühle zeigen. Mag daher zwischen ihnen Streit bestehen, aber ein Wettstreit in der Seelengröße, der Selbstverleugnung, der Güte und Demut. Wer einen Stein auf den anderen schleudert, würde dadurch schon allein beweisen, dass er von bösen Geistern unterstützt wird. Die Beschaffenheit der Gefühle, welche zwei Menschen, einer gegen den anderen äußern, ist der Prüfstein, der die Natur der Geister erkennen lässt, die ihnen beistehen. (Fénélon)


XXIII.


Das Stillschweigen und die innere Sammlung sind die wesentlichen Bedingungen für alle ernsten Kommunikationen. Ihr würdet es niemals von jenen erzielen, die nur Neugierde in euren Verein gelockt hat. Fordert also die Neugierigen auf, sich anderswo zu amüsieren, denn ihre Ablenkung wäre eine Ursache der Störung.


Ihr dürft keine Unterhaltung dulden, wenn die Geister befragt werden. Ihr bekommt zuweilen Mitteilungen, welche ernste Antworten von eurer Seite verlangen, und ebenso ernste Antworten von Seiten der angerufenen Geister, welche, glaubt mir, großes Missfallen an dem beständigen Geflüster mancher Anwesenden haben. Daher bekommt man nichts Vollständiges und nichts wahrhaft Ernstes. Das Medium, welches schreibt, erfährt auch sehr schädliche Ablenkung für seine Arbeit. (Hl. Ludwig)


XXIV.


Ich werde euch von der Notwendigkeit reden, bei euern Sitzungen die größte Gleichmäßigkeit einzuhalten, d.h. jede Verwirrung und jede Meinungsverschiedenheit zu vermeiden. Die Meinungsverschiedenheit begünstigt das Ersetzen der bösen für die guten Geister, und fast immer sind es die ersteren, die sich der gestellten Fragen bemächtigen. Wie kann man andererseits in einer aus verschiedenen Elementen zusammengesetzten Gesellschaft, wo einer dem anderen unbekannt ist, widersprüchliche Ideen, Ablenkung oder noch schlimmer: eine unbestimmte und spöttische Gleichgültigkeit vermeiden? Ich möchte dafür ein wirksames und sicheres Mittel finden. Vielleicht liegt es in der Konzentration der Fluida, die um die Medien verstreut sind? Sie allein, aber besonders diejenigen, welche beliebt sind, erhalten die guten Geister in der Versammlung, aber ihr Einfluss ist kaum genügend, den Schwarm leichtsinniger Geister zu zerstreuen. Die Arbeit der Überprüfung der Mitteilungen ist vorzüglich. Man kann die Fragen und besonders die Antworten nicht genug untersuchen. Man kann sich leicht irren, selbst bei Geistern, die von den besten Absichten beseelt sind. Die Langsamkeit der Schrift, während welcher sich der Geist vom Gegenstand abwendet, welchen er erschöpft, sobald er ihn verstanden hat, die Veränderlichkeit und Gleichgültigkeit für gewisse konventionelle Formen, alle diese und andere Gründe machen es euch zur Pflicht, nur ein begrenztes und stets der Prüfung unterworfenes Vertrauen selbst dann mitzubringen, wenn es sich um sehr authentische Mitteilungen aus dem Jenseits handelt. (Georges, ein familiärer Geist)


XXV.


Zu welchem Zweck bittet ihr die Geistwesen meistens um Mitteillungen? Um schöne Texte zu haben, die ihr eueren Bekannten als Probe unseres Talentes zeigt. Ihr bewahrt sie sorgfältig in eurem Album, aber in eurem Herzen finden sie keinen Platz. Glaubt ihr, dass es uns wohl schmeichelt, zu kommen, um in euern Sitzungen wie bei einem Wettbewerb um den Vorrang in der Beredsamkeit zu streiten, damit ihr nur sagen könnt, dass die Sitzung sehr interessant war? Was habt ihr davon, wenn ihr eine Mitteilung bewunderungsvoll gefunden habt? Glaubt ihr, dass wir kommen, um euern Beifall zu suchen? Erkennt euern Irrtum! Wir finden kein Vergnügen daran, euch auf die eine oder die andere Art zu unterhalten. Von eurer Seite liegt auch noch die Neugier vor, welche ihr vergebens verschliesst. Unser Ziel ist, euch besser zu machen. Nun denn, wenn wir sehen, dass unsere Worte keine Früchte bringen, und sich alles von eurer Seite auf eine unfruchtbare Billigung beschränkt, gehen wir andere, gelehrigere Seelen zu suchen. Wir lassen dann an unsere Stelle Geister kommen, die nichts mehr begehren, als zu reden, und daran mangelt es nicht. Ihr wundert euch, dass wir sie unseren Namen annehmen lassen. Was liegt euch daran, da dies für euch nicht mehr und nicht weniger wichtig ist. Aber wisst wohl, dass wir dies gegenüber denjenigen nie gestatten würden, für welche wir uns ernsthaft interessieren, d.h. jene, bei denen wir unsere Zeit nicht verlieren. Das sind unsere Günstlinge, und wir bewahren sie vor der Lüge. Schreibt es euch daher selbst zu, wenn ihr so häufig betrogen werdet. Für uns ist nicht der ein ernsthafter Mensch, der es unterlässt zu lachen, sondern der, dessen Herz von unseren Worten gerührt wird, der darüber nachdenkt und daraus Nutzen zieht. (Massillon) (Siehe Nr. 268, Frage 19 und 20)


XXVI.


Der Spiritismus sollte eine Schutzwehr gegen den Geist der Unordnung und der Uneinigkeit sein. Aber dieser Geist hat zu allen Zeiten seine Brandfackel über den Menschen geschwungen, weil er auf das Glück neidisch ist, welches Frieden und Einigkeit gewähren. Spiritisten! Er könnte auch in eure Versammlungen eindringen, und zweifelt daran nicht, er wird versuchen, darin Abneigung zu säen, aber er wird gegen die unwirksam sein, welche die wahre Nächstenliebe beseelt. Seid daher auf der Hut, und wacht stets an der Pforte eures Herzens, wie an jener eurer Versammlungen, um den Feind nicht einzulassen. Wenn eure Bemühungen gegen den von außen ohnmächtig sind, so wird es immer von euch abhängen, ihm den Eingang in eure Seele zu untersagen. Wenn sich unter euch Uneinigkeiten erheben sollten, können sie nur durch böse Geister angeregt worden sein. Mögen daher diejenigen, welche das Bewusstsein ihrer Pflichten die ihnen die Höflichkeit sowie der wahre Spiritismus auferlegen, im höchsten Grad besitzen, sich am geduldigsten, am würdevollsten und am korrektesten zeigen. Die guten Geister können diese Kämpfe manchmal zulassen, um sowohl den guten als auch den schlechten Gefühlen Gelegenheiten zu bieten, sich zu offenbaren, um den guten Samen vom Unkraut zu trennen, und sie werden immer auf der Seite stehen, wo die tiefste Demut und wahre Nächstenliebe sind. (Hl. Vincenz von Paula)


XXVII. Weist erbarmungslos alle Geister ab, die sich als ausschließliche Ratgeber präsentieren, indem sie Absonderung und Einsamkeit predigen. Das sind fast immer eitle und mittelmäßige Geister, die sich den schwachen und gläubigen Menschen aufzudrängen versuchen, indem sie sie mit übertriebenem Lob überhäufen, um sie zu verblenden, und unter ihrer Herrschaft zu halten. Das sind gewöhnlich gewaltgierige Geister, die im irdischen Leben öffentliche oder im privaten Despoten waren, und die nun auch noch nach ihrem Tod Opfer zum tyrannisieren haben wollen. Überhaupt misstraut Mitteilungen, die den Charakter des Mystizismus und der Fremdartigkeit tragen oder die Zeremonien und merkwürdige Akte vorschreiben: da ist immer ein legitimer Grund zum Verdacht vorhanden.


Andererseits glaubt wohl, dass, wenn eine Wahrheit der Menschheit enthüllt werden soll, sie gleichzeitig in allen ernsten Gruppen, welche ernsten Medien besitzen, nicht aber bloß diesen oder jenen mit Ausschluss aller übrigen mitgeteilt wird. Kein Medium ist vollkommen, wenn es von einem Geist beherrscht wird, und es besteht offensichtliche Beherrschung, wenn ein Medium nur geeignet ist, von einem bestimmten Geist Mitteilungen zu erhalten, so hoch sich auch dieser zu stellen versucht. Folglich ist jedes Medium und jeder Verein, der sich für privilegiert ansieht, durch Mitteilungen, die nur er erhalten kann, und die andererseits an Übungen geknüpft sind, welche an Aberglauben grenzen, unbestritten unter dem Einfluss einer der am besten charakterisierten Besessenheiten, besonders wenn sich der beherrschende Geist eines Namens rühmt, welchen alle, sowohl Geister als Inkarnierte, achten und verehren, und den wir um keinen Preis bloßstellen dürfen.


Es ist unbestreitbar, dass, wenn man alle Gegebenheiten und Mitteilungen der Geister dem Schmelztiegel der Vernunft und Logik unterwirft, es leicht sein wird, Absurdität und Irrtum zu verwerfen. Ein Medium kann verblendet, eine Gruppe missbraucht werden, aber eine strenge Kontrolle der anderen Gruppen, die erworbene Kenntnis und das hohe moralische Ansehen des Gruppenleiters, die Mittelungen der Hauptmedien, die eine Prägung der Logik und Authentizität unserer besten Geister erhalten, werden schnell diese lügenhaften und Schriften einer Schar trügerischer und boshafter Geister widerlegen. (Erastus, Schüler des Hl. Paulus)


Anmerkung: Ein entscheidendes Kennzeichen der Geister, die sich aufdrängen und wunderliche und systematische Ideen anerkannt haben wollen, zu behaupten, Recht gegen jedermann zu haben, auch wenn sie mit ihrer Meinung ganz allein dastehen. Ihre Taktik besteht darin, die Diskussion zu vermeiden, und wenn sie sich durch die unwiderstehlichen Waffen der Logik siegreich geschlagen sehen, verweigern sie verächtlich die Antwort und schreiben ihren Medien vor, sich aus jenen Zirkeln zu entfernen, wo ihre Ideen nicht angenommen werden. Diese Isolierung ist für die Medien das Verhängnisvollste, weil sie ohne Gegengewicht das Joch dieser beherrschenden Geister tragen, welche sie oft wie Blinde führen und auf gefahrvolle Abwege bringen.


XXVIII.



Die falschen Propheten sind nicht nur unter den Inkarnierten, sondern auch in viel größerer Anzahl unter den hochmütigen Geistern, welche unter dem falschen Schein der Liebe und Nächstenliebe den Samen der Uneinigkeit ausstreuen, und das Werk der Emanzipation der Menschheit verzögern, indem sie ihr ihre absurden Theorien in den Weg legen, welche sie ihre Medien annehmen lassen. Und um die, welche sie missbrauchen wollen, besser zu blenden und ihren Theorien ein größeres Gewicht zu verschaffen, schmücken sie sich ohne Skrupel mit Namen, die die Menschheit nur mit Ehrfurcht ausspricht, nämlich jenen von verehrten Heiligen, von Jesus, Maria und von Gott selber.



Sie sind es, die den Anlass zu Gegnerschaft in den Gruppen ausstreuen, welcher sie zwingt, sich voneinander zu trennen und sich mit Neid anzusehen. Das allein sollte genügen, sie zu entlarven; denn indem sie so handeln, sind sie das genaue Gegenteil von dem, was sie zu sein behaupten. Blind sind die Menschen, die sich in einer so groben Falle fangen lassen.



Aber es gibt noch andere Mittel, sie zu erkennen. Die Geister jener Ordnung, welcher sie anzugehören vorgeben, müssen nicht nur sehr gut, sondern auch noch ausgezeichnet logisch und rationell sein. Nun denn! Unterwerft ihre Systeme einer strengen Prüfung der Vernunft und des gesunden Menschenverstandes, und ihr werdet sehen, was davon übrig bleibt. Stimmt mir daher bei, dass, so oft ein Geist als Mittel gegen menschliche Schwächen, oder um zur Veredelung zu gelangen, utopische und unpraktische Dinge, kindische und lächerliche Maßnahmen angibt, wenn er ein System aufstellt, welches den einfachsten Begriffen der Wissenschaft widerspricht: so kann dies nur ein unwissender und lügenhafter Geist sein.



Andererseits glaubt wohl, dass, wenn die Wahrheit nicht immer von einzelnen Menschen geschätzt wird, dann immer durch den gesunden Menschenverstand der Massen, und darin liegt ein Beweisstück mehr. Wenn zwei Grundsätze sich widersprechen, so werdet ihr einen Maßstab ihres inneren Wertes haben, indem ihr den sucht, der den meisten Anklang und die meiste Sympathie findet. Es wäre in der Tat unlogisch, anzunehmen, dass eine Lehre, die die Anzahl ihrer Anhänger sich vermindern sehen würde, mehr wahr sei, als jene, deren Bekenner sich vermehren. Gott will, dass die Wahrheit zu allen gelangt, er beschränkt sie nicht auf einen engen und begrenzten Bereich. Er lässt sie an verschiedenen Orten auftauchen, damit das Licht überall neben der Finsternis aufleuchte. (Erastus)



Anmerkung: Die beste Gewährleistung, dass ein Grundsatz der Ausdruck einer Wahrheit ist, besteht wenn er durch an verschiedenen Orten verschiedene Geister von einander durch fremde Medien gelehrt und enthüllt wird und überdies durch die Vernunft gebilligt und durch die größte Anhängerschaft sanktioniert wird. Nur die Wahrheit allein kann einer Lehre die Wurzeln geben. Ein irriges System kann wohl einige Anhänger anwerben, aber da ihm die Grundbedingung der Lebensfähigkeit fehlt, hat es nur eine kurze Existenz. Deshalb braucht man sich nicht zu beunruhigen, es wird sich durch seine eigenen Irrtümer umbringen und vor der mächtigen Waffe der Logik unvermeidlich fallen.