Himmel und Hölle oder Die göttliche Gerechtigkeit

Allan Kardec

Sie sind in: Himmel und Hölle oder Die göttliche Gerechtigkeit > Zweiter Teil - Beispiele > Kapitel VI - Bereuende Verbrecher > Benoist

Benoist

(Bordeaux, März 1862)

Dem Medium stellt sich spontan ein Geistwesen unter dem Namen Benoist vor, das sagt, es sei 1704 gestorben und würde schreckliches Leid tragen.

Frage: Was waren Sie zu Lebzeiten?

Antwort: Ein Mönch ohne Glauben.

Frage: Ist der Mangel an Glauben Ihr einziges Vergehen?

Antwort: Er genügt, um die anderen nach sich zu ziehen.

Frage: Können Sie uns einige Angaben über Ihr Leben machen? Die Aufrichtigkeit Ihrer Geständnisse wird Ihnen angerechnet.

Antwort: Ohne Vermögen und faul trat ich in den Orden ein, nicht aus Berufung, sondern um eine Stellung zu haben. Intelligent, habe ich mir einen Platz erworben, einflussreich, habe ich meine Macht missbraucht, lasterhaft, habe ich diejenigen in die Unordnung hineingezogen, bei denen ich die Aufgabe hatte, sie zu retten. Hart habe ich diejenigen verfolgt, die meine Exzesse zu tadeln schienen. Die Gefängnisse sind durch meine Bemühungen gefüllt worden. Der Hunger hat viele meiner Opfer gequält, ihre Schreie sind häufig gewaltsam erstickt worden. Seitdem büße ich und leide alle Qualen der Hölle. Meine Opfer schüren das Feuer, das mich verzehrt. Unersättliche Gier der Gelüste und Hunger verfolgen mich. Der Durst lässt meine brennenden Lippen zucken, ohne dass ein kühlender Tropfen darauf fällt. Alle Elemente sind hinter mir her. Beten Sie für mich!

Frage: Die Gebete, die man für die Verstorbenen macht, müssen Ihnen wie den anderen zugutekommen?

Antwort: Glaubt ihr, sie seien sehr erbaulich? Sie haben für mich den Wert derer, bei denen ich vorgab, sie zu tun. Ich habe meine Aufgabe nicht erfüllt und finde keinen Lohn dafür.

Frage: Haben Sie nie bereut?

Antwort: Vor langer Zeit, aber es kam erst nach dem Leiden. Da ich taub gewesen bin gegenüber den Schreien unschuldiger Opfer, so ist der Herr taub gegen die meinen. Gerechtigkeit!

Frage: Sie erkennen die Gerechtigkeit des Höchsten an. Vertrauen Sie auf Seine Güte und rufen Sie Ihn um Hilfe an.

Antwort: Die Teufel brüllen lauter als ich. Die Schreie ersticken in meiner Kehle, sie füllen meinen Mund mit siedendem Pech! … Ich hab es getan, großer … (Der Geist kann das Wort “Gott" nicht schreiben.)

Frage: Sind Sie denn noch nicht genug von den irdischen Vorstellungen befreit, um zu begreifen, dass die Qualen, die Sie erleiden, alle moralischer Natur sind?

Antwort: Ich ertrage sie, ich fühle sie, ich sehe meine Peiniger. Jeder hat ein bekanntes Gesicht, alle haben einen Namen, der in meinem Gehirn widerhallt.

Frage: Was hat Sie zu all den Schandtaten getrieben?

Antwort: Die Laster, denen ich verfallen war, die grausame Rohheit der Leidenschaften.

Frage: Haben Sie nie den Beistand der guten Geistwesen angefleht, Ihnen zu helfen, aus dieser Lage herauszukommen?

Antwort: Ich sehe nur die Teufel der Hölle.

Frage: Hatten Sie zu Lebzeiten Angst davor?

Antwort: Nein, gar nicht. Das Nichts war mein Glaube. Vergnügungen um jeden Preis, das war mein Gottesdienst. Die Götter der Hölle haben mich nicht im Stich gelassen. Ihnen habe ich mein Leben geweiht und sie werden mich nicht mehr verlassen.

Frage: Sehen Sie kein Ende Ihres Leidens?

Antwort: Das Unendliche hat kein Ende.

Frage: Gott ist unendlich in Seiner Barmherzigkeit. Alles kann ein Ende haben, wenn Er es will.

Antwort: Wenn Er wollen könnte!

Frage: Warum haben Sie sich hier gemeldet?

Antwort: Ich weiß nicht wie, aber ich wollte reden, so wie ich schreien möchte, um Erleichterung zu finden.

Frage: Hindern Sie Ihre Dämonen nicht am Schreiben?

Antwort: Nein, aber sie sind vor mir, sie hören mich und deshalb möchte ich nicht aufhören.

Frage: Ist dies das erste Mal, dass Sie so schreiben?

Antwort: Ja.

Frage: Wussten Sie, dass Geistwesen sich so den Menschen nähern können?

Antwort: Nein.

Frage: Wie haben Sie es denn herausfinden können?

Antwort: Ich weiß es nicht.

Frage: Was haben Sie gefühlt, als Sie in meine Nähe kamen?

Antwort: Eine Betäubung in meinen Ängsten.

Frage: Wie haben Sie gemerkt, dass Sie hier sind?

Antwort: Wie wenn man aufwacht.

Frage: Wie haben Sie es angefangen, um sich mit mir in Verbindung zu setzen?

Antwort: Ich verstehe es nicht, haben Sie es denn nicht gespürt?

Frage: Es handelt sich nicht um mich, sondern um Sie. Versuchen Sie, sich Rechenschaft darüber abzulegen, was Sie tun, während ich schreibe.

Antwort: Sie sind mein Gedanke, das ist alles.

Frage: Sie hatten also nicht den Willen, mich zum Schreiben zu bewegen?

Antwort: Nein, ich bin es, der schreibt, Sie denken durch mich.

Frage: Versuchen Sie, sich bewusst zu werden. Die guten Geistwesen, die Sie umgeben, werden Ihnen helfen.

Antwort: Nein. Die Engel kommen nicht in die Hölle. Sind sie nicht allein?

Frage: Sehen Sie sich um!

Antwort: Ich fühle, dass man mir hilft, in dir zu denken ... Deine Hand gehorcht mir … Ich berühre dich nicht und ich halte dich ... Ich verstehe es nicht.

Frage: Bitten Sie um den Beistand Ihrer Beschützer, lassen Sie uns gemeinsam beten.

Antwort: Wollen Sie mich verlassen? Bleiben Sie bei mir! Sie werden mich wieder ergreifen. Ich bitte Sie, bleiben Sie, bleiben Sie!

Frage: Ich kann nicht länger bleiben. Kommen Sie jeden Tag wieder, wir werden zusammen beten und die guten Geister werden Ihnen helfen.

Antwort: Ja, ich wünsche Gnade für mich! Bitten Sie für mich. Ich, ich kann nicht.

Der Führer des Mediums

Sei tapfer, mein Kind, ihm wird gewährt, worum du bittest, aber die Sühne ist noch lange nicht beendet. Die Gräueltaten, die er begangen hat, sind namenlos und zahllos und er ist umso schuldiger, als er Intelligenz, Bildung und Wissen besaß, um sich zu leiten. Er hat also wissentlich falsch gehandelt, so sind auch seine Leiden schrecklich. Aber mit Hilfe und dem Beispiel des Gebetes werden sie gemildert werden, weil er ihr mögliches Ende sehen wird und die Hoffnung wird ihn aufrechterhalten. Gott sieht ihn auf dem Weg der Reue und hat ihm die Gnade gewährt, sich mitteilen zu können, damit er ermutigt und aufgerichtet wird. Denke also oft an ihn. Wir überlassen ihn dir, damit du ihn in den guten Vorsätzen bestärkst, die er mit Hilfe deiner Ratschläge fassen kann. Auf die Reue wird in ihm der Wunsch nach Wiedergutmachung folgen. Dann wird er selbst um eine neue Existenz auf der Erde bitten, um Gutes zu tun, anstelle des Bösen, das er getan hat. Wenn Gott mit ihm zufrieden ist und sieht, dass er gut gefestigt ist, wird Er ihn von weitem die himmlische Herrlichkeit schauen lassen, die ihn in den Rettungshafen führen soll, und ihn wie den verlorenen Sohn in Sein Vaterherz schließen. Hab Vertrauen, wir werden dir helfen, dein Werk zu vollenden.

Paulin

Bemerkung: Wir haben dieses Geistwesen unter die Verbrecher gesetzt, obwohl er nicht von der menschlichen Gerechtigkeit betroffen wurde, weil das Verbrechen in den Handlungen besteht und nicht in der von Menschen auferlegten Strafe. Dasselbe gilt für den folgenden.